Ausgangslage

Die Evaluierung der Nutzung der Basisklassifikation im GBV und die Einschätzung ihres aktuellen Nutzens steht seit vielen Jahren auf der Agenda der FAG EI. Hintergrund ist der Eindruck einer bisher nicht belegten, aber seit einigen Jahren "gefühlten" BK-Müdigkeit innerhalb der GBV Bibliotheken und damit einhergehend die Frage, ob man sie zugunsten anderer Klassifikationen, für die mehr Fremddaten zur Verfügung stehen und für die eine breitere internationale Abdeckung erwartet wird, aufgeben sollte.

Die Kernfrage, was mit der Vergabe der BK erreicht werden soll, kann inzwischen fokussiert werden auf die Frage, welches Klassifikationssystem sich am besten für die thematische Facettierung in Discoverysystemen eignet. Hier ist die inhaltliche Erschließung stets sehr heterogen, was unbemerkt von den Endnutzerinnen und-nutzern zu unvollständigen Rechercheergebnissen führt.

Die Evaluierung beleuchtet zwei Aspekte:

  • Wie hoch ist die Abdeckung durch die Basisklassifikation im GVK (Statistik)?
  • Wie werden Nutzen und Nutzung der BK bewertet (Meinungsbild)?

Abdeckung im GVK

Dazu hat die VZG eine Statistik mit Stand 28.8. 2016 vorgelegt (siehe Anhang), deren Hauptaussagen hier zusammengefasst werden:

Erhoben wurden sowohl Zahlen für die vor und nach 1993 eingespielten Titel als auch für die vor und nach 1993 erschienenen Titel. Erwartungsgemäß unterscheiden sich die Zahlen signifikant:

  • Die evaluierte Gesamtmenge beträgt 23.410.901 Mio Titel (abzüglich der Titel, die in dieser Erhebung sinnlos sind, wie Erwerbungssätze, Titel aus maschinellem Abgleich, Löschsätze und Titelsätze ohne Besitz)

  • Davon sind 19,75 % in einer der 3 infrage kommenden Kategorien verbal nach RSWK und 17,06% klassifikatorisch nach BK erschlossen (diese Titelmengen müssen aber nicht deckungsgleich sein)

  • Der BK-Anteil der in GBV Bibliotheken selbst erschlossenen Titel liegt mit 22,48% etwas höher

  • Wurden in den Jahren 2009-2014 rund 25-31% der Titel durch GBV Bibliotheken mit BK erschlossen, sank der Anteil 2015 spürbar auf knapp 15%

Eindrucksvoller sind die Zahlen bei den nach 1993 erschienenen Titeln!

  • Von den knapp 6.122.000 online im GBV erfassten Titeln sind 74,5 % in einer der drei infrage kommenden Kategorien verbal nach RSWK und knapp 48% mit BK erschlossen
  • Der Anteil der durch BK erschlossenen Titel hat sich seit Beginn bis zum Jahr 2002 kontinuierlich gesteigert und seitdem bei rund 50% (+/- 1%) eingependelt. Seit 2014 ist auch hier ein geringer Rückgang, 2015 ein deutlicher Rückgang auf 43%  zu verzeichnen
  • Trotz dieses Rückgangs bestätigt sich angesichts der immer noch hohen Abdeckung der befürchtete großflächige Ausstieg aus der BK Erschließung nicht

Zurzeit wird die Anreicherung mit BK und GND Schlagwörtern an rund 3 Mio Titel aus dem Alten Realkatalog (ARK) der Staatsbibliothek zu Berlin ins CBS eingespielt. Damit wird die Abdeckung mit aktuellen Inhaltserschließungssystemen, auch die BK Abdeckung für den Altbestand signifikant gesteigert.

Meinungsbild zu Nutzen und Nutzung der Basisklassifikation 

Anlässlich des Workshops "Subject Indexing & Information Technology", der durch das Projektteam Coli-Conc im Mai 2017 in Göttingen veranstaltet wurde, wurde ein Fragebogen an die GBV Bibliotheken geschickt, in dem die Gründe für den Rückgang und eine mittelfristige Perspektive ermittelt werden sollten. Die dort vorgestellten Ergebnisse sind hier zusammengefasst (die vollständigen Umfrageergebnisse im Anhang und hier): 

  • Geantwortet haben 23 GBV Bibliotheken, darunter die zentralen Fachbibliotheken, große Universitätsbibliotheken, die SBB, Landes- und Spezialbibliotheken
  • 19 von 23 Bibliotheken vergeben aktiv BK Notationen
  • Die BK Vergabe erfolgt fast ausschließlich intellektuell (18 von 19 Bibliotheken)
  • Anwendungsbereiche bisher: Retrieval im OPAC, Neuerwerbungslisten, Titelselektion für Fachausschnitte, Fernleihlisten, nur 4 Bibliotheken nutzen sie bisher zur Facettierung im Discoverysystem, 1 Zweigbibliothek als Aufstellungssystematik. Einigkeit herrscht, dass die BK wegen ihrer groben Struktur nicht der präzisen Inhaltserschließung dient und auch von den Endnutzerinnen und-Nutzern in der Regel nicht aktiv für die Suche genutzt wird. Das ist auch nicht ihr Zweck
  • Vorteile der BK: Einfache Struktur, grobe Klassifikation minimiert ständigen Korrekturaufwand und ist in der kooperativen Vergabe wenig fehlerlastig, Clusterung großer Treffermengen, verschiedene Konkordanzen sind bereits vorhanden, gute Abdeckung im GVK
  • Nachteile der BK / Kritik: zum Teil veraltet, deckt interdisziplinäre Forschungsbereiche nicht ab, zum Teil politisch inkorrekt und westlich ausgerichtet bzw. eurozentriert, kaum Fremddaten aus anderen Verbünden, keine internationale Verbreitung
  • Zukünftige Anwendungsbereiche: Facettierung in Discoverysystemen, Konkordanzen zu anderen KOS, Grundlage für Bestandsstatistiken, durchgehende Groberschließung in einheitlichem System, Fachausschnitte
  • Votum: 77% der Bibliotheken, die auf die abschließende Frage, ob sie die BK (weiter) vergeben wollen, geantwortet haben (14 von 18), haben sich dafür ausgesprochen. Die Hauptgründe sind trotz aller Kritik, nicht ein weiteres abgebrochenes System für die klassifikatorische Erschließung des GVK hinterlassen zu wollen sowie die Eignung für die Facettierung und für statistische Auswertungen. Als wichtige Voraussetzungen wurden genannt: die sorgfältige, zuverlässige und regelgerechte Vergabe durch möglichst viele Bibliotheken, die Nutzung für verbundweite Services, die grundlegende Überarbeitung der Klassifikation

Maßnahmen

In der Diskussion, die sich an die Präsentation der Umfrageergebnisse anschloss, wurden Vorschläge für das weitere Vorgehen zusammengetragen:

  • kooperative, moderate Überarbeitung der veralteten Systematikteile. Das Umarbeiten von Titeln muss vermieden werden. Die Beauftragten für die Inhaltserschließung bzw. die FachkoordinatorInnen in den Bibliotheken werden um Mitarbeit gebeten
  • Tiefergehende Ermittlung des Verbreitungsgrads der BK im CBS anhand weiterer Parameter durch die VZG:

    • Aufsätze aus den Onlinecontents

    •  ARK

    • Göttinger Systematik

    • Titel mit Alleinbesitz

  • Evaluierung der Konkordanz RVK - BK 

  • Implementierung eines Vorschlagssystems zwischen BK und RVK

  • Aktuelle Konkordanz zur niederländischen BK und Abzug der BK Erschließung im niederländischen Verbundkatalog
  • Einwerben weiterer Fremddaten

Empfehlung der FAG EI an die Bibliotheken und die Verbundleitung

Die FAG EI empfiehlt, die BK mittelfristig weiter zu vergeben. Sie ist Baustein von entstehenden Konkordanzen, die die Vergabe und Automatisierung vereinfachen und beschleunigen werden. Die bisherige Abdeckung ist gut, durch Maßnahmen der Fremddatengewinnung und verschiedene Projekte kann die Abdeckung auch retrospektiv deutlich gesteigert werden. Ziel muss die durchgehende und homogene Groberschließung des GBV Indexes sein. Für die Überarbeitung der zu Teilen veralteten Klassifikation wird personelle Unterstützung und Fachexpertise aus den GBV Bibliotheken gebraucht. Die FAG EI bittet dringend die Verbundleitung, bei den Bibliotheksleitungen um die Unterstützung durch Mitarbeit der entsprechenden Fachleute zu werben.  

 

 

 

 

 

 

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