"Im Luxus pflegt man immer lieber vorwärts, als rückwärts zu gehen, und wer erst einen gewissen Grad von Aufwand, Bequemlichkeit oder Verfeinerung in Kleidung Ameublement, Mahlzeiten und Ergötzungen gewöhnt ist, dem fällt es schwer, sich davon wieder losszumachen und einzuschränken. Und nicht anders ist es mit dem, der einmal das Vergnügen des Lesens gekostet und sich an diese Art von Zerstreuung und Zeitvertreib gewöhnt hat. Daher sieht man Bücherleser und Leserinnen, die mit dem Buche in der Hand aufstehen und zu Bette gehen, sich damit zu Tische setzen, es neben der Arbeit liegen haben, auf Spaziergängen sich damit tragen, und sich von der einmal angefangenen Lektüre nicht wieder trennen können, bis sie sie vollendet haben."
Beyer, Johann Rudolph Gottlieb: Ueber Das Bücherlesen, In So Fern Es Zum Luxus Unsrer Zeiten Gehört. In: Acta Academiae Electoralis Moguntinae Scientiarum Utilium Quae Erfurti Est 1794/95(1796). S. 7→ Ende des 18. Jahrhunderts nahm die Zahl derjenigen zu, die lesen konnten. Diese neuen Leserinnen und Leser stammten überwiegend aus dem Bürgertum. Lesen wurde zu einer unterhaltsamen Freizeitbeschäftigung. Mit einher wuchs die Zahl der Romane, die zudem in handlichen Formaten (8°, 12° und 16°) publiziert wurden, wo zuvor für ein zumeist akademisch interessiertes (relativ kleines) Publikum wissenschaftliche Veröffentlichungen in großen und mittleren Formaten (2° und 4°) erschienen. An dieser Entwicklung übten nicht wenige Kritik, da sie die öffentliche Ordnung gestört sahen. Ein Roman dieser Zeit, der aufgrund seiner Wirkung nicht ohne Kritik blieb, waren beispielsweise die 1774 zunächst anonym veröffentlichten "Leiden des jungen Werthers" von Johann Wolfgang Goethe (vgl. Wittmann, Reinhard: Geschichte des deutschen Buchhandels. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage. München 2019, S. 186-[217]).
- Kobold, H.; Moczarski, J.: Bestandserhaltung : ein Ratgeber für Verwaltungen, Archive und Bibliotheken (2020) (Benutzung: S. 144-153)
- Strebel, M.: Konservierung und Bestandeserhaltung von Schriftgut und Grafik (2020) (Benutzerregeln: S. 88)
- Umfrage zu Altbeständen im Leihverkehr
- Sicherheitsfragen:
- Verwendung von Keilkissen und Bücherschlagen:
Raralesesaal der Staatsbibliothek zu Berlin (Foto: Stefan Duhr, 2021)
Das Magazin als Aufbewahrungsort (Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Unter den Linden) (Fotos: Stefan Duhr, 2022)
"Noch vor 60 Jahren waren diejenigen, welche Bücher kauften, blos Gelehrte: heutiges Tages ist nicht leicht ein Frauenzimmer von einiger Erziehung, das nicht läse; der lesende Theil findet sich jezt unter allen Ständen, in Städten und auf dem Lande, sogar die Musketiere in grossen Städten lassen sich aus der Leihbibliothek Bücher auf die Hauptwache holen."
Frömmichen, K. H.: Einige Bemerkungen welche sich über den deutschen Meßkatalogus machen lassen. In: Deutsches Museum ; 1780,2. S. 179→ Die meisten Leserinnen und Leser, gerade die weniger gut betuchten, kauften keine Bücher, sondern nutzen dafür die von Buchhändlern und Buchbindern nebenbei betriebenen (kommerziellen) Leihbibliotheken. Daneben gab es im ländlchen Raum auch einen Buchverleih durch umherziehende Kolporteure.
Gerade Romane wurden nur einmal dafür aber mehrere verschiedene nacheinander gelesen. Diese Form des extensiven Lesens, das in seiner Quantität dem reinen Unterhaltungszweck diente, löste das intensive Lesen, das in seiner Qualität der Bildung und Aufklärung diente, ab. Gelesen wurden jedoch weniger Goethe, Schiller und Wieland, sondern Ritter, Räuber-, Gespenster- und Liebesgeschichten. Der Staat übte auf die Leihbibliotheken durch Verbote bzw. die Zensur entsprechenden Einfluss aus (vgl. Wittmann, a.a.O.).
Speziell zur Bestandserhaltung:
- GLOBE - Glossar zur Bestandserhaltung
- Kompetenzzentrum Bestandserhaltung (KBE) (für Archive und Bibliotheken in Berlin und Brandenburg)
- Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) an der SBB-PK Berlin
- Schriftliches Kulturgut (Seite des dbv)