Informationskompetenz wird an Bibliotheken häufig als isoliertes Thema betrachtet: In Führungen und Schulungen oder durch die Bereitstellung von Materialien soll Nutzern die nötige Kompetenz vermittelt werden, zielgerichtet und effizient Bibliotheksdienstleitsungen, Nachweissysteme für und Beschaffungswege von Information auszuwählen und zu nutzen. Selten wird das mittlerweile erarbeitete Wissen über Informationskompetenz aber direkt benutzt, um bibliothekarische Dienstleistungen, Nachweis- und Beschaffungssysteme zu optimieren. Bibliotheken könnten sich hier an etablierten betriebswirtschaftlichen Strukturen orientieren: Kundenorientiertes Marketing und kundengerechtes Produktmanagement zur Optimierung von Dienstleistungen und Produkten könnten über den "Umweg" informationskompetenter Nutzer gleichzeitig die Nutzungseffizienz der Häuser verbessern. Exemplarisch kann man dies an den bibliothekarischen Nachweissystemen sehen:

Die Recherche- und Nachweissysteme für wissenschaftliche Literatur stellen hohe Anforderungen an ihre BenutzerInnen: Die Auswahl geeigneter Datenbanken, die Formulierung von Suchanfragen, die Evaluierung von Treffermengen und die Ermittlung des schnellsten Weges zu den gefundenen Dokumenten erfordern eine große Bandbreite an Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen. Wie die Abwanderung von BenutzerInnen zu Suchmaschinen belegt, ist die Erledigung dieser Aufgaben mit den derzeit angebotenen Recherche- und Nachweissystemen oft zu zeitaufwändig und schwierig.

Hier setzen verschiedene Entwicklungen an, die der gewandelten Informationspraxis Rechnung tragen und die Nutzerfreundlichkeit der Recherche- und Nachweissysteme verbessern wollen. Im Fokus dieser Entwicklungen stehen umfassende Rechercheportale, die eine Suche in verteilten Informationsquellen ermöglichen und die BenutzerInnen beim Browsing durch Ergebnisse sowie bei deren Verarbeitung unterstützen. Solche Portale werden teilweise von Bibliotheken selbst auf Basis von OpenSource-Software entwickelt, teilweise werden entsprechende Produkte bei einschlägigen Anbietern eingekauft. Bei der Implementierung werden die BenutzerInnen auf unterschiedliche Weise beteiligt, um die Funktionen der Portale an die tatsächlichen Bedürfnisse anzupassen.

Die so entstehende neue Generation von Informationsdiensten leistet einen Beitrag dazu, die Arbeit mit wissenschaftlicher Literatur zu erleichtern und auch verstecktere Informationsquellen und Nachweissysteme in den Blick zu rücken. Außerdem kann darüber eine kritische Reflektion des eigenen Informationsverhaltens angeregt werden, beispielsweise durch Hervorhebung von OpenAccess-Publikationen, Bereitstellung und Diskussion von Literaturlisten oder die assoziative Suche über große Informationsräume hinweg. In den Kontext der verbesserten Nutzerfreundlichkeit von Informationsdiensten gehört auch Gewährleistung der barrierearmen Zugänglichkeit sowie der mobilen Zugriffsmöglichkeiten.

 

Best-Practice-Beispiele aus Niedersachsen

  • Suchkiste (Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes, Göttingen): Suche in Metadaten und Volltexten, die über das Nationallizenzen-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert werden.
  • KatalogPlus (Universitätsbibliothek Lüneburg): Parallele Suche in Bibliothekskatalogen und Fachdatenbanken mit zahlreichen Personalisierungs- und Exportfunktionen
  • Website TIB/UB Hannover: Mehrfach Usability-getestete und barrierearme Bibliotheks-Website, u.a. mit Einbindung von Inhalten aus Social-Media-Diensten und einem Assistenten für die Formulierung von Suchanfragen ("Fachspezifisch Suchen")
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