Zeit:

10:00 - 12:20 Uhr

Teilnehmer/innen:

Nils Achtergarde, VZG (Gast)

Rita Albrecht, HeBIS-VZ

Volker Conradt, BSZ

Reiner Diedrichs, VZG, Vorsitz

Dr. Berthold Gillitzer, BSB / BVB

Matthias Groß, BSB / BVB (ab 10:50 Uhr)

Wiebke Kassel, BSZ (Gast)

Marion Lais, LVZ Berlin-Brandenburg

Stefan Lohrum, KOBV

Anna Palme, KOBV (Gast)

Johann Rolschewski, SBB / ZDB

Elmar Schackmann, HBZ

Karin Schmidgall, DLA Marbach

Anke Schröter, VZG (Gast)

Martina Sinkovic, HeBIS-VZ

Tobias Schwarck, UB Wuppertal

Regina Willwerth, VZG (Protokoll)

Stefan Wulle, UB Braunschweig


TOPs, Informationen und Ergebnisse

TOP 1: Formalia

TOP 2: Urheberrecht und elektronische Lieferung an Endnutzer/Endnutzerinnen

In der letzten Sitzung der AG Leihverkehr war über ein Konzept zur Realisierung der elektronischen Weiterleitung von Kopien und Teilkopien an die Nutzerinnen und Nutzer auf der Grundlage des VG Wort-Tarifs für den sog. "Kopiendirektversand" diskutiert worden. Durch eine Anfrage einer BVB-Bibliothek bei der VG Wort hat sich hier ggf. eine neue Perspektive eröffnet, die Herr Dr. Gillitzer skizziert. Die VG Wort räumt in ihrer Antwort der nehmenden Bibliothek die Berechtigung ein, auch über die Fernleihe bezogene Kopien oder Teilkopien elektronisch an ihre Endnutzer/innen zu versenden und die Vergütung mit der VG Wort auf der Basis des aktuellen Kopienversand-Tarifs abzurechnen. Herr Dr. Gillitzer erläutert, welche Fragen sich aus dem Ansatz ergeben bzw. in welchen Punkten Klärungsbedarf besteht. Im Plenum werden diese Punkte diskutiert:

Erhebung der Bestell- und bibliographischen Daten und Abrechnung mit der VG Wort

Es muss mit der VG Wort geklärt werden, dass für Bestellungen mit Direktversand nicht zusätzlich eine Gebühr von der gebenden Bibliothek für die Lieferung an die nehmende Bibliothek abgeführt werden muss ( → Gesamtvertrag "Kopienversand im innerbibliothekarischen Leihverkehr").

  • Als erstrebenswert wird eine zentrale Erhebung der Bestell- und bibliographischen Daten durch die Verbundzentralen betrachtet. Idealerweise sollte dann eine damit beauftragte Verbundzentrale die Daten aus den sechs Verbünden zusammenführen und für die VG Wort aufbereiten.
  • Für die Abrechnung müssen die Bestellungen mit Direktversand aus den Daten herausgezogen werden, die (bisher) gemäß Gesamtvertrag innerbibliothekarischer Leihverkehr jährlich erhoben und der VG Wort zur Verfügung gestellt werden.
  • Die einzelnen Datensätze müssten zukünftig außer den Angaben zu Titel, Autor, Verlag, ISSN/ISBN, EJ und Seitenzahlen zusätzlich das Sigel/ISIL der bestellenden Bibliothek sowie die Kennzeichnung des Lieferverfahrens enthalten.
  • Es sollte versucht werden, sich mit der VG Wort über praktikable Abrechnungszeiträume zu verständigen. Idealerweise würde man zu einer Vereinbarung über eine jährliche Datenlieferung kommen. Ansonsten würden hier für die Verbundzentralen Mehraufwände entstehen, wenn Zahlen für zwei verschiedene Abrechnungsfälle mit unterschiedlichen Abrechnungsteiträumen bereitgestellt werden müssten.
  • Es ist ferner zu klären, wie eine Rechnungstellung für die Bibliotheken mit Direktversand erfolgen kann, wenn die Datenerhebung zentral über die Verbundzentralen erfolgt. Die Verbundzentralen können nicht Rechnungsempfänger sein.

Definition "Direktversand"

Es muss mit der VG Wort Einverständnis darüber hergestellt werden, dass in der Fernleihe die nehmende Bibliothek nicht selbst Kopien/Teilkopien von bestellten Medien anfertigt, sondern diese von der gebenden Bibliothek erhält und an ihre Nutzer/innen weiterleitet.

Vergütung

Bibliotheken und FL-Gremien müssten sich verbindlich darauf einigen, mit der VG Wort eine einheitliche Nutzergruppe abzurechnen, weil eine Erhebung der unterschiedlichen Nutzergruppen, die gemäß Tarif "Kopiendirektversand" abgebildet werden müssten, technisch und organisatorisch kaum realisierbar ist. Die AG Leihverkehr geht davon aus, dass hier Nutzergruppe 1 mit einer Vergütung in Höhe von € 3,27 pro Bestellung in Frage kommt (die Vergütungen für NG 1 und NG 2 sind derzeit identisch).

Weiteres Vorgehen

Zum weiteren Vorgehen ist geplant, dass möglichst parallel Verhandlungen mit der VG Wort stattfinden sollen und die AG Technik ein technisches Konzept erarbeitet, da sich technische Machbarkeit und tarifrechtliche Rahmenbedingungen gegenseitig beeinflussen.

Die AG Technik muss daher ein technisches Konzept (bzw. Konzepte für die verschiedenen Fernleihsysteme) skizzieren, das folgende Anforderungen erfüllt:

  • Technische Umsetzung von Lieferverfahren für die nehmenden Bibliotheken an ihre Nutzer/innen. Diese stehen aus den Jahren 2020 und 2021 im Prinzip zur Verfügung und müssten hinsichtlich ihrer Vereinbarkeit mit ggf. etwas abweichenden Anforderungen überprüft werden.
  • Konfiguration der nehmenden Bibliotheken als "Direktversender" oder "Nicht-Direktversender" in den Fernleihsystemen (ZFL-Server, CBS, Verteilserver)
  • Feststellung, welche Bestellungen im Direktversand geliefert werden können
  • Umsetzung der Bestelldatenlieferungen an die VG Wort

Herr Dr. Gillitzer wird für Januar 2023 einen Gesprächstermin mit der VG Wort in München organisieren, an dem von der AG Leihverkehr Herr Dr. Gillitzer, Herr Lohrum und Herr Wulle teilnehmen sollen. Ferner wird Herr Dr. Upmeier bezüglich einer Teilnahme an dem Gespräch angefragt.

Nachtrag 02.02.2023: Eine erste Kontaktaufnahme mit der VG Wort hat stattgefunden.

Offene Punkte

Andiskutiert wurde auch die Frage möglicher zusätzlicher Gebühren für Nutzer/innen eines zukünftigen Direktversandes. Die AG Leihverkehr geht davon aus, dass dies in Bibliotheken unterschiedlich gehandhabt werden wird, d.h., ein Teil der Bibliotheken die zusätzlichen Kosten selbst tragen werden, während andere sie möglicherweise ganz oder teilweise an ihre Nutzer/innen weitergeben möchten. Dies würde jedoch in mehr als einer Hinsicht die Abwicklung des Direktversands verkomplizieren und ggf. dessen Akzeptanz schmälern. Auch sollte es einen preislichen Abstand zu echten Direktlieferdiensten geben, weil hier die Kunden und Kundinnen die Lieferbibliothek frei wählen können und Erledigungszeiten garantiert werden.

Die AG Leihverkehr ist sich im Wesentlichen darüber einig, dass die Umsetzung der elektronischen Lieferung an Endnutzer/innen auf der Basis des VG Wort-Tarifs "Kopiendirektversand" für die beteiligten Einrichtungen (Bibliotheken, Verbundzentralen) mit einigen technischen und organisatorischen Aufwänden verbunden ist. Weniger aufwändig und im Prinzip auch wirtschaftlicher wäre die Umsetzung auf der Basis des Gesamtvertrages "Kopienversand im innerbibliothekarischen Leihverkehr". Hierfür mangelt es aber an politischem Willen.


TOP 3: Bericht AG Technik

Themen der AG Technik waren die bessere Anbindung der Fachinformationsdienste (FIDs) an das Fernleihsystem, anstehende Migrationen in den Verbünden: BVB (PostgreSQL), HBZ (ALMA), KOBV/SWB (gemeinsamer ZFL-Server) und GBV (PostgreSQL) sowie der Z39.50 Proxy für den GVI (insbesondere "gvihbz").


TOP 4: Sonstiges

  • Empfehlung der AG Leihverkehr zu Teilkopien aus E-Books

Der GBV regt eine Empfehlung der AG Leihverkehr an, in der Lieferbibliotheken in den Verbünden, in denen der Service "Teilkopien aus E-Books" angeboten wird, zu einer aktiven Teilnahme aufgefordert werden. Ein immer größerer Teil der Erwerbungsetats wird auf E-Medien verwendet, eine Entwicklung, die während der Pandemie zusätzliche Dynamik erhielt. Es zeigt sich inzwischen, dass Bibliotheken Fernleihwünsche ihrer Nutzerinnen und Nutzer zunehmend nicht erfüllen können, weil die benötigten Titel nur als E-Medien vorliegen, diese über die Fernleihe jedoch nicht beschafft werden können. Wichtig für den Service sind insbesondere E-Book-Titel und -Pakete mit einem geringen Verbreitungsgrad. Bibliotheken, die entsprechende Lizenzen halten, sollen gezielt angesprochen werden.

Der Deutsche Leihverkehr ist gemäß Leihverkehrsordnung (LVO) eine kooperative Einrichtung der Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland zur Vermittlung und Lieferung von Medien, unabhängig von der physischen Form. Dennoch wird die Einbeziehung der lizenzierten E-Medien, insbesondere der lizenzierten E-Books bisher vernachlässigt. Dieser Situation muss entgegengewirkt werden. Erforderlich ist hier auch ein Umdenken in den Konsortialstellen, Erwerbungs- und Katalogisierungsabteilungen.

Auch die vom BVB entwickelte E-Book-Fernleihe mit der temporären Bereitstellung ganzer E-Books sollte wieder technisch und lizenzrechtlich vorangetrieben werden.

Die AG Leihverkehr wird sich in ihrer nächsten Sitzung mit den aufgeworfenen Fragen befassen.

  • Probleme mit den aktuellen Zollbestimmungen

In mehreren Verbünden gibt es Klagen von Bibliotheken bezüglich Problemen mit dem Zoll und involvierten Transportdienstleistern sowohl in der internationalen Fernleihe als auch beim internationalen Schriftentausch. Zwar hat die Rechtskommission des dbv Anfang 2022 das Informationspapier "Umsatzsteuer und Zoll für Bibliotheken" bereitgestellt, in der Praxis scheinen die Erläuterungen und Empfehlungen in vielen Fällen aber keine Problemlösung zu bewirken. Einzelne Bibliotheken stellen den internationalen Leihverkehr bereits ein oder planen dies. Herr Schackmann schlägt vor, den dbv auf die Sachlage hinzuweisen und weitere Initiativen anzuregen. Er wird hierzu einen Textentwurf formulieren. Der Vorsitzende der AG Leihverkehr wird das Schreiben Anfang 2023 an den dbv übermitteln.

Nachtrag 09.02.2023: Das Positionspapier wurde am 08.02.2023 an den dbv versandt.

siehe auch Aufruf zur Rettung des internationalen Schriftentauschs

  • Laufzeiten im BTD

Einige Bibliotheken im GBV haben der VZG mitgeteilt, dass sie in letzter Zeit längere Laufzeiten beim Büchertransport beobachtet haben. Diese längeren Laufzeiten sind zum einen darauf zurückzuführen, dass Transportkisten aufgrund des zurückgegangenen Bestellaufkommens länger stehengelassen werden, um sie nicht halbvoll zu versenden. Zum anderen kommt es immer wieder zu Problemen mit Transportdienstlern. Bezüglich des längeren Stehenlassens von Transportkisten wird die AG Transport eine Stellungnahme formulieren, die über die einschlägigen Mailinglisten verteilt werden kann. Bisher war es ein Ziel in der Fernleihe, Laufzeiten zu verkürzen und den Service für die Fernleihnutzerinnen und - nutzer zu verbessern, nicht, Laufzeiten zu verlängern.

Nachtrag 02.02.2023: Eine entsprechende Stellungnahme wurde am 13.12.2022 über die Mailingliste der AG Transport veröffentlicht.




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