"Bis etwa 1740/50 herrschte in Deutschland, von gelehrter Fachlektüre und dem ... Oberschichtenpublikum abgesehen, die intensive Wiederholungslektüre vor. Nur eine kleine Auswahl von Büchern oder gar nur ein einziges wurde ein Leben lang immer wieder gelesen, als Reproduktion eines im Gedächtnis bereits vorgegebenen Inhalts, im rückversichernden und verstärkenden Nachvollzug vertrauter Orientierungsmuster zur Bewältigung weltlicher und geistlicher Probleme."
Wittmann, Reinhard: Geschichte des deutschen Buchhandels. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage. München 2019, S. 187.
→ Dieser Bedarf wurde u.a. gedeckt über Bücherbuden auf (Jahr-)Märkten (Abbildung einer solchen im Nürnberger Bilderbogen: Nürnberger Kindleins-Markt, um 1800, oben links) und durch Kolporteure, die ihre Waren in besonderen Kästen transportierten. Ein Beispiel dafür sind die Eninger Krätze. Buchhandlungen (wie im Bild recht zu sehen), die in (größeren) Städten zu finden waren, wurden v.a. von Gelehrten aufgesucht.
Die nur rudimentären Lese- und Schreibfähigkeiten lagen gerade im Interesse der Obrigkeit. So schieb der preußische König Friedrich II.:
"darum müssen sich die Schulmeister Mühe geben, daß die Leute Attachement zur Religion behalten, und sie soweit bringen, daß sie nicht stehlen und morden. Sonsten ist es auf dem platten Land genug, wenn sie ein bisgen lesen und schreiben lernen, wissen sie aber zu viel, so laufen sie in die Städte und wollen Sekretaires und so was werden ..."
Zitiert nach Wittmann, Reinhard: Geschichte des deutschen Buchhandels. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage. München 2019, S. 192.